
Luxuriöse Seidentextilien der traditionellen Kultur von Kyoto
Nishijin Ori Brokat
Nishijin Ori ist ein garngefärbter Brokat, der in Nishijin, dem nordwestlichen Teil von Kyoto, hergestellt wird. Seine Geschichte reicht bis in die Heian-Zeit (794 n. Chr.) zurück. –1185 n. Chr.) und zeichnet sich durch die Verwendung wunderschön gefärbter Fäden und Muster aus, die mit verschiedenen Techniken gewebt wurden.
Da Nishijin Ori in kleinen Mengen und großer Vielfalt hergestellt wird, ist es äußerst selten und wertvoll. Dieser Stoff kann lange Zeit geschätzt werden und wird oft von einer Generation an die nächste weitergegeben.
Im Jahr 1976 wurde es als traditionelles japanisches Handwerk anerkannt und heute ist diese luxuriöse dreidimensionale Webkunst auf der ganzen Welt als repräsentatives Seidentextil Japans bekannt.
Der Charme von Nishijin Ori liegt in den wunderschönen dreidimensionalen Mustern, die durch die Garnfärbetechnik (Weben des Musters nach dem Färben der Fäden) präzise gestaltet werden. Es ist haltbarer und knitterfreier als nach dem Weben gefärbte Stücke, die gängigere Produktionsmethode. Und es ist diese detaillierte und sorgfältige Handwerkskunst, die Nishijin Ori zu einem äußerst luxuriösen und kunstvollen Textil macht.
Nishijin Ori wird nicht in Massenproduktion hergestellt, sondern in kleinen Mengen und unter Einsatz von Arbeitsteilung. Die Produkte gelten als die authentischsten und schönsten Textilien für Obi-Gürtel für Kimonos in Japan, da sie aus über 50 Garnfarben und präzise gewebten Mustern bestehen und so für eine wunderschöne Farbgebung sorgen.
Darüber hinaus hat Nishijin Ori in seiner über 1.000-jährigen Geschichte eine große Bandbreite dekorativer Textilien hergestellt und große Fortschritte in der Tradition gemacht, wie beispielsweise die Einführung der Jacquardweberei in der Meiji-Ära (1868–1912). Heute wird Nishijin Ori neben Obi-Gürteln und anderen traditionellen japanischen Kimono-Artikeln auch in moderner Kleidung, Tischaccessoires und Dekorationsartikeln wie Glückskatzen und Daruma-Puppen verwendet.

Traditionelle Praktiken von Nishijin Ori
Bei der Herstellung von traditionellem Nishijin Ori sind zahlreiche Arbeitsprozesse und die dazugehörige Terminologie beteiligt. Gehen wir sie also Schritt für Schritt durch.

1. Entwerfen
Dies ist der wichtigste Prozess in Nishijin Ori.
Nishijin Ori verwendet die „Garnfärbung“, bei der der Stoff aus vorgefärbtem Garn gewebt wird, statt der „Stückfärbung“, bei der der fertige Stoff gefärbt wird. Daher ist es notwendig, ein Design zu planen, das das fertige Produkt vor Augen hat. Der Designer erhält einen Auftrag vom Hersteller und entwirft ein Design, das traditionelle Muster mit modernen Anforderungen verbindet.
2. „Monsho-Izu“
Der nächste Prozess heißt „Monsyo-Izu“ und beschreibt die Erstellung von Blaupausen. Die Blaupausen entstehen, indem ein vergrößertes Muster auf ein spezielles Blatt Papier, ähnlich einem Millimeterpapier, projiziert wird. Anschließend wird das Muster mit einem Bleistift kopiert und zusammen mit den Quadraten ausgemalt, um die Kombination von Kett- und Schussgarnen für den Jacquardwebstuhl darzustellen. Neben den Garnfarben werden auch verschiedene Informationen und Anweisungen auf das Papier geschrieben, die das Weben des Textils erleichtern.
3. „Monhori“
Monhori ist eine Methode, bei der Löcher in ein spezielles Papier namens Monshi gestanzt werden. Informationen wie die Position der Kett- und Schussfäden und die Kombination der farbigen Fäden, die in Monsho-izu (Blaupause) entworfen wurden, werden rasterweise festgelegt. Damit der Jacquardwebstuhl das Muster gemäß den Informationen in Monsho-izu (Blaupause) weben kann, werden die Löcher mithilfe einer Maschine namens Monhori-Ki vom Klaviertyp präzise gestochen. In den letzten Jahren wurde auch die Computergrafikverarbeitung eingesetzt.
4. „Nenshi“
Bei diesem Verfahren werden die Garne für das Weben des Nishijin Ori vorbereitet. Zunächst werden mehrere Seidenfäden in einem Nenshi genannten Verfahren miteinander verdreht, um die Dicke des Garns anzupassen. Durch das Verdrehen der Fäden unterschiedlicher Stärke erhält der Nishijin Ori seine einzigartige dreidimensionale Textur.
5. Garnfärben
Der Färber veredelt das Seidengarn, um tierische Proteine zu entfernen, die den gelblichen Farbton verursachen. So entsteht ein rein weißes Garn, das er anschließend in der vom Designer gewünschten Farbe färbt. Dieser Prozess ist ein wichtiger Schritt, der die Textur des fertigen Nishijin Ori bestimmt.
6. „Itokuri“
„Itokuri“ ist ein Verfahren, bei dem ein im Garnfärbeprozess gefärbter Garnstrang auf einen Garnrahmen gewickelt wird, um ihn für die reibungslose Verarbeitung im Kett- oder Horizontalwickelprozess vorzubereiten. Früher wurden Kett- und Schussgarne manuell gewickelt, heute erfolgt das Aufwickeln der Garne meist maschinell.
7. „Seikei“ und „Nukimaki“
Ein Verfahren namens „Seikei“ dient der Vorbereitung der Tausenden von Kettfäden, die zum Weben benötigt werden. Die Kettfäden werden in schwindelerregendem Tempo eingefädelt, und es liegt in der Hand des erfahrenen Handwerkers, eventuelle Fehler in den Kettfäden zu finden. Beim anderen Verfahren namens „Nukimaki“ werden die Schussfäden auf ein Bambusrohr gespult und dann in ein Webschiffchen eingezogen.
8. „Sukou“
Führen Sie die Kettfäden durch den Soukou (Litze) des Jacquardwebstuhls. Ein Soukou ist ein Teil eines Webstuhls, der die Kettfäden auf und ab bewegt, um die Schussfäden durch den Schussfaden zu führen. Durch diesen Vorgang werden dem Weber Informationen über die Struktur und das Design des Textils übermittelt.
9. "August"
Das Weben von Nishijin Ori-Textilien erfolgt auf Handwebstühlen namens „Tebata“ sowie auf Jacquard-Webstühlen, mechanischen Webstühlen und Gobelin-Webstühlen namens „Tsuzure-bata“. Obwohl mechanische Webstühle in den letzten Jahren immer beliebter geworden sind, müssen einige empfindliche Textilien wie Kinran, das mit Goldfäden gewebt ist, von Hand auf Tebata-Handwebstühlen hergestellt werden.
Der Name „Nishijin“ in Nishijin Ori leitet sich von der Tatsache ab, dass das Weben am Standort des westlichen Militärlagers in Kyoto begann, das im Zentrum eines Bürgerkriegs stand, der im 15. Jahrhundert ganz Westjapan erfasste.
Doch schon vor der Gründung der Marke „Nishijin Ori“ lässt sich der Ursprung der Textilproduktion in Kyoto bis ins 5. und 6. Jahrhundert zurückverfolgen, als die Seidenwebtechnik vom asiatischen Kontinent eingeführt wurde. In der Region Nishijin war die Textilindustrie bereits in der Heian-Zeit (ca. 794–1185) etabliert, was bedeutet, dass die Geschichte der Textilindustrie insgesamt über 1.000 Jahre alt ist.
Dank der überwältigenden Unterstützung des Adels und reicher Kaufleute erlebte Nishijin Ori während der Edo-Zeit im 18. Jahrhundert seine Blütezeit. Obwohl die Region Nishijin 1730 durch massive Brände fast vollständig zerstört wurde, führte die Einführung französischer Jacquardwebstühle im 19. Jahrhundert zur Entstehung der japanischen Jacquardwebtechnik, die wiederum den Aufschwung der japanischen Textilindustrie auslöste.
Mit diesem Durchbruch wurde Nishijin Ori im 20. Jahrhundert zu einer Luxus-Seidenmarke von Weltklasse und konkurrierte mit Lyon in Frankreich und Mailand in Italien.
1976 wurde Nishijin Ori erneut als nationales traditionelles Kunsthandwerk anerkannt. Dank seiner über 1.000 Jahre entwickelten Webtechniken und Designs beweist Nishijin Ori auch heute noch seinen Wert als künstlerisches Textil und wird auch in Zukunft richtungsweisend sein.
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